Aliens welcome

Es ist seltsam, ein Wesen im Haus zu haben, das seine eigenen Gepflogenheiten mitbringt. Es gibt viele Rituale, morgens, abends und zum Essen auch. Töne und Gesten, die ich nicht verstehe. Ich bin noch nicht ganz dahinter gestiegen, was es bedeutet, aber es hat wohl etwas mit „begrüßen“ und „danken“ zu tun. Das ist etwas befremdlich, aber ich lasse ihn machen. Was mich mehr stört, sind die Haare im Abfluss. Aber die muss er jetzt immer selber wegmachen. Ich habe ja auch meine Prinzipien, und die wollen respektiert werden.

Sicher ist ein Alien erst einmal sehr fremd, natürlich, aber wenn man es näher kennen lernt, dann ist es interessant ihm zuzuhören, wenn es von seiner Kultur erzählt und von seinen Begegnungen mit anderen Wesen. Ich glaube, das sollten wir öfter machen, einfach mal zuhören. Das ist manchmal natürlich etwas schwierig, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht, aber mit Händen und Füßen geht es meist doch.

Der Verlust seines besten Freundes hat Spuren hinterlassen. Er trauert aber auf seine ganz spezielle Weise und ich habe den Eindruck, dass die Lösung von der Lebensschuld, die ihn lebenslang an seinem Gefährten band, für ihn auch eine neue Freiheit bedeutet und einen Neustart. Auch das hat ihn veranlasst, mich zu besuchen.

Grundsätzlich lebt er sich gut ein. Wir haben sogar schon ein gemeinsames Ritual entwickelt: Das studieren der Tageszeitung am Frühstückstisch. Das gefällt ihm. Er liest mit Interesse die Artikel und lernt, oft staunend, manchmal verwundert über die „verwirrenden“ Rituale der Menschen. Ich beantworte seine Fragen und manchmal kommen mir dann die Rituale der Menschen auch seltsam vor, ich habe nur vorher einfach nicht darüber nachgedacht. Es ist auch für mich interessant, den Blickwinkel zu verändern und selbstverständlich erscheinende Dinge zu hinterfragen. Das erstaunt jetzt mich.

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Sonntagsfrühstück mit Zeitung

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